Mittwoch, 14. Oktober 2009

Seelenklempner für Pferde und Pferdeflüstererromantik

Der Traum vom wilden Westen ... ja ja ... ich und meine Geschwister folgen gerade der Serie "Heartland" (auf den Link klicken, dann kommt man zur Playlist der ersten Staffel). Irgendeiner Serie folgt man immer mal und wir wollen uns einmal nicht damit aufhalten, ob sie besser oder schlechter ist als andere. Sie ist dafür gemacht, das Publikum am Ball bleiben zu lassen.Es geht um Wildwestromantik, aber einen besonderen Kassenschlager haben sie sich doch noch ausgesucht: die Hauptperson ist eine "Pferdeflüsterin".Ich finde von daher das Thema sehr gut aufgemacht. Es geht nicht nur abgedroschen darum, Pferde auf Turnieren zu verheizen, so wie ich das bei den Wendy-Comics immer bedauerte. Und es ist auch nicht übermäßig übertrieben als Belehrung zu verstehen. Ich finde es spannend, wenn es darum geht, was die junge Amy für Pferde bekommt und wie sie dann die Persönlichkeit versucht zu erkennen um zu helfen. Natürlich wird sich da an die amerikanischen Pferdeflüsterermethoden angelehnt, aber es kommt z.B. auch TTOUCH etc. vor.
Doch, wenn ich mir das alles so ansehe, fällt die übermäßige Kommerzialisierung dieser Praktiken ins Auge. Was ist das für ein Dienst am Pferd, wenn ich zwar sein Problem behebe, aber es dann wieder stehen lasse? Das hat mich auch bei Monty Roberts immer gewundert, besonders, als ich sein Video gesehen habe. Da arbeitet er mit einem Rennpferd, welches Panik davor hat, in die Startbox zu gehen. Mit doch eher simplen Methoden, die mir nie besonders aussergewöhnlich erschienen, schafft er dieses Trauma ab und dann? Dann muss das Pferd weiter seine Rennen laufen. Wie beim (Seelen-)Klempner: herausfinden was kaputt ist, reparieren und sich dann wieder verabschieden. So betrachtet kann man diese Art der Pferdetherapeuten nicht unbedingt als die Menschen sehen, die das Pferd wirklich als Persönlichkeit sehen. Sie machen ihren Job - macht bestimmt unheimlichen Spaß - aber das Pferd wird nur bereit gemacht, damit es funktioniert. So wie ein Auto in der Werkstatt. Warum aber merkt das niemand? Wieso fällt es uns so schwer uns vorzustellen, wie die Wesen, die uns umgeben zu fühlen, oder es zumindest zu versuchen? Und wenn ich dann schon herausgefunden habe, woran es liegt, wie kann ich dann so blind sein und nicht tun, was meinem Herzen entspricht.
Wenn man die zum Teil ja schon sehr abgeschalteten Pferde sieht, die in den Heartland-Filmen vorkommen kann ich mir allerdings vorstellen, dass es schwer ist, an die Persönlichkeit dieses Wesens zu glauben. Vor diesen Pferden hätte ich auch keine Angst, aber ich habe erlebt, welche Energie eigentlich in einem Pferd steckt ....
... wenn Denicheur seinen guten Tag hat und vor mir steigt, sich herumwirft und mit allen Hufen durch die Luft wirbelt, und dann, im nächsten Moment zärtlich darum bemüht ist, dass sein Reiter kein Grund zur Angst hat und seine Augen trotzdem mit dem gleichen Feuer funkeln, dann weiß ich was ein Pferd eigentlich sein will ...
... danach fahre ich an den Gestütsweiden von Cluny vorüber und sehe auf den Koppeln die Fohlen wild umher tollen und frage mich, wie man eigentlich auf die Idee kommen kann, diese kraftvollen Wesen eines Tages derart schikanieren zu wollen ...
... bitte versteht diesen Text als Gedankenanregung und nicht als Besserwisserei oder gar Angriff auf bestimmte Methoden mit Pferden zu arbeiten. Wer sein Pferd wirklich liebt, wird seinem Herzen folgen und danach handeln - egal wie die Handlungen dann im Einzelnen aussehen.

Fotos: aus der Serie Heartland - Paradies für Pferde - Staffel 2 Folge 1 Sweet Sixteen

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