Samstag, 2. Juli 2011

Quälende Rückenschmerzen

Rückenprobleme sind tückisch; man nimmt sie zumeist erst spät wirklich ernst und dann werden sie zu einer enormen Belastung - sowohl bei uns Menschen als auch beim Pferd. Wir Menschen haben jedoch viele Möglichkeiten, nicht nur unseren Schmerz zu äussern, sondern auch unsere Position zu verändern und durch lange Ruhephasen zur Heilung von Verspannungen und Muskelschmerzen beizutragen.

Erst wenn wir jeden Tag für viele Stunden manche ungünstigen Haltungen - zusätzlich noch mit körperlicher Anstrengung verbunden - einnehmen müssen, bilden wir zuerst eine Schonhaltung aus und wenn diese die Belastung auch nicht mehr halten kann melden sich spätestens Rückenprobleme. Das ist natürlich auch beim Pferd so! Ist Skelett und Muskulatur gesund, so kann man zuerst sehr lange durchhalten, da durch die gute körperliche Verfassung eine Fehlhaltung ohne Mühe kompensiert werden kann. Deshalb kennen wir oft die Ursache der irgendwann eintretenden Schmerzen nicht mehr und müssen uns ganzheitlich behandeln.

Im Vergleich ist selbst das freilebende Pferd nicht so flexibel wie wir Menschen. Es braucht aufgrund seines Körperbaus immer eine gewisse Grundspannung und kann sich auch nicht leisten, einmal mehrere Tage herumzuliegen.

Eingeschnürt

Es ist möglich, auf einen gesunden und gutbemuskelten Pferderücken einen schlecht sitzenden Sattel zu schnallen, ohne dass das Pferd zwingend beim Absatteln Rückenschmerzen hat. Nun aber sollten wir uns vor Augen halten, dass wir es ja selten beim bloßen Satteln belassen und ausserdem unsere Pferde heute unter ganz bestimmten Bedingungen leben und geritten werden:
  1. Unsere Pferde leben auf sehr engem Raum. In kleinem Paddock, in der Box und auch auf den meisten Koppeln kann sich ein Pferd kaum das an Bewegung holen, was es zum Muskelaufbau wirklich braucht - oft fehlen allein schon die Anregungen dazu!
  2. Wenn also die Pferde schon nicht wirklich viel Bewegung nutzen können, dann ist es oft so, dass wir sie beim Reiten extrem belasten. Logischerweise findet wirkliche körperliche Leistung dann also nur mit dem schlechtsitzenden Equipment statt - möglichst noch mehrfach die Woche, mehrere Stunden und am strammen Zügel (man denke an die armen Schulpferde!).
Aus diesen beiden Punkten ergibt sich ein Teufelskreis, der zu gar nichts anderem führen kann, als dass die Muskulatur Schäden davon nimmt, wenn man nicht zumindest mit etwas Menschenverstand und Mitgefühl entgegen wirkt. Um das hier zu schreiben, muss ich kein Mediziner sein, denn der Vorgang ist eigentlich sehr logisch nachzuvollziehen.
Es ist wie immer Schuhe anzuziehen, die eine Nummer zu klein sind und damit einen Marathon laufen zu müssen. Wer will das schon? Und dann stellen sie sich vor, sie könnten sich nicht zwei Tage oder zumindest eine Nacht gönnen, wo sie die Füße hochlegen können (oder zumindest ihren Freunden vorjammern, wie weh ihre Füße tun ;-)! Das ist es nämlich, wenn das Pferd dann den Rest des Tages eingesperrt verbringen muss ... brrr ... mich schüttelt es dabei.

Also ist das Reiten und ein Sattel für das Pferd Quälerei?

Bedenken wir, dass der Rücken das Pferdes ja der Körperteil ist, der nicht nur das Pferd zusammenhält, sondern auch uns trägt! Sitzen wir ohne Sattel, so kann sich zumindest noch die Muskulatur frei bewegen.

Es hat keinen Sinn, darüber zu diskutieren, ob der Pferderücken grundsätzlich für das Reiten geschaffen ist oder nicht. Es ist ein Geschenk für uns, wenn unser Pferd uns auf sich reiten lässt; genau mit dem Rücken, den es eben hat! Am besten wäre doch, wenn wir uns daran erinnern und diese Wahrheit in Ehren halten, dann passiert es auch nicht so schnell, dass wir einen gesunden Pferderücken zu einem Dach- oder Senkrücken herabwirtschaften. Das wäre doch schon einmal ein Anfang, oder nicht?

Der noch ungearbeitete Rücken des 2jährigen Vertigo im Ruhezustand. Bei vielen Pferden kann man schon nach wenigen Jahren unter dem Sattel eine starke Rückbildung der Muskulatur erkennen - doch wie kann das sein?
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Zum Abschluss noch ein Bild von der Bodenarbeit mit Denicheur am Seil, wo wir an Innenstellung und Ansätzen zu Seitengängen arbeiten. Ihm und mir hat es sehr viel Spaß gemacht!

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