Mein Erfahrungsbericht:
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Denicheur 2008 |
“Denicheur”, das bedeutet im Französischen so viel wie “Schnäppchenjäger” - jemand, der sich etwas aus einer “Nische” abgreift und eine gutes Geschäft macht. Vielleicht passt der Name aber genau, denn er hat sich vor genau 3 Jahren den Platz bei uns geschnappt. Gerade noch, bevor seine Reise, wegen einem blinden Auge und zunehmendem Alter, unter dem Messer geendet hätte. Weil er sich so leicht Benutzen ließ, hatten alle der Familie Freude daran, das Reiten wiederzuentdecken. Doch von Anfang fragte ich mich, woher denn diese innere Mauer gegen die Beziehung zum Menschen kam.
Wir leben in einer großen Familie: Tiere aller Art, gehören wie selbstverständlich dazu. Aber Denicheur zu Anfang nicht. Er stand oben auf seiner Koppel und lebte weiter sein “Pferdeleben”. Ich spürte ganz tief, dass er dazugehören wollte, aber jeglicher Beziehung schon lange abgesagt hatte.
In den Begegnungen zwischen mir und diesem Wallach prallten alle Konzepte und Prinzipen aufeinander. Wie ein gutbürgerlicher Beamter auf einen hardcore Hippie - die aber beide kaum Ahnung von dem Leben des anderen haben. Als wir ihn nur mit Halfter und ohne Sattel ritten, waren wir sowieso unten durch gefallen, denn das zeugte ja nur von unserer Unwissenheit. Umgekehrt war ich von seinen Reaktionen verwirrt und verlor damit meine Selbstsicherheit schnell.
Beim ersten kleinen Ausritt forderte ich dem armen Pferd mit dem verspannten und jahrelang weggerittenem Rücken zu viel ab und er musste sich frei buckeln. Ich hatte noch keine Routine im Reiten, flog im Galopp vom Pferd und prellte mir die Schulter.
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Auf dem ersten Kurs 2009 |
Ich vergesse nie wie er sich wehrte, nach meinem Sturz in meine Nähe zu kommen - aus Angst vor Prügel? Dabei hatte ich ihn noch nie gestraft. Damit musste ich mich sechs Wochen auskurieren und im Anschluss fuhr ich auf einen Kurs von Sabine Birmann in Deutschland ohne das Pferd. Endlich wurden mir Fragen beantwortet - allein durch Beobachtung.
Schlüsselpunkte waren Zeit und Aufrichtigkeit nicht nur ihm Gegenüber, sondern dem Leben im Allgemeinen. Bis er auf dem zweiten Kurs endlich wieder ehrlich sagen konnte, wie sehr ihm das Reiten eigentlich Spaß macht. Mit einer Reiterin, die zu ihm passt und einer Reitweise ohne Schmerzen. Noch im letzten Jahr konnte ich nur in Begleitung einer Gerte seinen Hafereimer füllen und heute wartet er mit einem freundlichen Blick.
Doch es war nicht nur er, der sich hat ändern müssen - es ist immer ein konstantes Bemühen umeinander; ob es nun die Haltungsbedingungen, das Futter, das Führen, die Bodenarbeit oder das Reiten betrifft.
Heute ist Denicheur ein stolzes, starkes Pferd! Natürlcih ist nicht alles perfekt, aber wer ein offenes Herz hat, der wird auf den Bildern sehen, wie sehr dieses Pferd sich zum Positiven verändert hat.
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Zum ersten Mal Reiten mit Halsring 2009 |
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2010 mit Magdalena |
Und hier zum Schluss in stolzer Selbsthaltung und leicht angehobenem Rücken beim Angaloppieren. Alle sind dankbar und stolz aufeinander!
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Frühling 2011 - freie Bodenarbeit |
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