Donnerstag, 15. November 2007

Eisen im Maul

In zukünftigen Posts werde ich immer wieder meinen Standpunkt zum Gebiss und dessen Verwendung betonen. Ich glaube, ich habe da eine etwas eigene Meinung und es ist denke ich gut, wenn ich diesbezüglich mal zur Sprache zu kommen.

Ich selbst möchte nichtmehr irgendeine Art von Gebiss verwenden.

Das ist im Prinzip alles was es zu sagen gibt, nur denke ich, dass sich auch einige von euch Fragen werden, woher ich meine Meinung nehme. Ich möchte von vorneherein sagen, dass ich hiermit nicht die Leute als "blöd" abstempeln möchte, die mit Gebiss reiten. In diesem Blog geht es mir nicht darum, jemanden als dumm oder falsch zu bezeichnen, sondern meine persönlichen Erfahrungen dazu kundgeben.

Was ist so schlimm an einem Gebiss werdet ihr euch vielleicht fragen? Oder vielleicht, dass wenn ihr kein Gebiss bei eurem Pferd benutzen würdet, dass sonst gar nichts mehr funktioniert wie jetzt. Oder ihr werdet euch hinstellen und sagen, dass, bei gutem Gebrauch das Gebiss dem Pferd nicht schadet und es diese Verbindung zu seinem Maul sogar sucht und braucht. Ausserdem gibt es ja viele Geschichten von Reitern die erzählen, dass ihr Pferd sein Gebiss ja "liebt" und gar nicht mehr hergeben will. Auch ist das Maul eines Pferdes erwiesenermaßen empfindlicher als z.B. der Nasenrücken und deshalb hat man viel subtilere Einwirkungsmöglichkeiten ....

Genau dieser letzte Punkt lässt mich zu meinem Entschluss kommen. Ja, das Maul ist viel sensiebler als der Nasenrücken ... und das führt uns zu welchem Schluss? ... So brauchen wir erst gar nicht so fest zu ziehen um zu bekommen was wir wollen.

Das Gebiss dient dazu dem Pferd schmerzen zuzufügen. Bitte nicht aufgebracht abwenden, sondern weiterlesen und meinen Ansatz versuchen zu verstehen. Das Gebiss hat keinerlei bis ein ganz wenig mechanischen Einfluss auf die schmerzlose Richtungsführung des Pferdes. Viel weniger auf jeden Fall, als es z.B. ein gebissloser Zaum hat. Beim Reiten mit Trense üben wir Druck auf das Maul des Pferdes aus, welches gelernt hat, wie es diesem dann ausweichen soll.

Ich habe mit jungen Pferden gearbeitet. Irgendwann kam ich immer zu dem Punkt, dass es nun Zeit wäre, sie an die Trense und das Lenken mit dem Zügel zu Gewöhnen. Ganz ehrlich, ich habe kein Pferd erlebt, welches nicht total verwirrt ist, wenn es zum ersten Mal ein Gebiss im Maul hat und dann daran gezogen wird. Für mich war das immer wie, einen Schritt zurück in der Ausbildung machen zu müssen und alles, was ich über Führen und Lenken dem Pferd schonmal beigebracht hatte völlig neu erlernen zu müssen. Mit einfachem Stallhalfter hat alles immer bestens funktioniert, aber woher soll das junge Pferd denn wissen, was es jetzt auf einmal mit Schmerz im Maul tun soll? Für alle, die solche Momente noch nicht selber erlebt haben, die stellen sich bitte vor, ein Freund von ihnen, mit dem sie eigentlich ganz gut zurecht kommen, fängt nun auf einmal an, mit ihnen auf einer unbekannten Sprache an zu sprechen und als Grund gibt er an, dass sie damit eine bessere Beziehung zu ihm aufbauen sollen und später akrobatische Kunststücke. ... was hat das mit der Sprache zu tun? Wir wollen von unseren Pferden dass sie sich von uns reiten lassen ... warum also nicht gleich weitermachen sondern ersteinmal wieder pädagogische Extrawürste einbauen?

Einen weiteren Grund habe ich persönlich, das Gebiss für mein Reiten abzulehnen: ich möchte dem oder den Pferd/Pferden keine Schmerzen zufügen. Ich glaube das ist sehr einfach zu verstehen. Ich denke nicht daran, zu glauben, dass das eben dazugehört und wir nicht auf einem rosa Ponyhof sind sondern dass das eben zum Reiten dazugehört. Es gehört viel zum Reiten. Auch Dinge die nicht immer angenehm sind: bei Nacht ausgebrochene Pferde einfangen, im kalten Regen durch den Matsch zu stapfen um die Pferde zu füttern etc ... aber niemand, wirklich NIEMAND ist dazu gezwungen einem Pferd wehzutun. Wenn ich einem Pferd oder sonstigem Tier wehtue, dann habe ich mich in eigener Kraft dazu entschlossen und bin dafür verantwortlich. Und ICH möchte niemandem wehtun. Ausserdem habe ich keine Angst vor Pferden, sondern betrachte sie als meine Freunde, so dass ich eigentlich auch keinerlei Grund sehe, mich auf, entschuldigung, derart veraltete Methoden zurückgreifen muss. Ich fühle dann mein Zusammensein mit Pferden erfüllt, wenn es uns miteinander gutgeht. Nicht dann, wenn ich es endlich geschafft habe, mein Pferd doch noch über den Wassergraben springen zu lassen vor dem es schon zigmal gescheut und mich abgeworfen hat ... das ist auch ganz nett, aber solange ich das nicht ohne Gewalt schaffe, lasse ich es lieber.
Noch ein Wort zu Bequemlichkeit: Konsequenz ist auch für mich ein hoher Wert. Ich muss konsequent mit mir sein, immer wieder den Zustand der Beziehung mit meinem Pferd zu überprüfen. Ich muss spüren, was jetzt noch eine gute Beziehung fördert und wo es anfängt ins Unklare zu verschwinden. Das hat meiner Meinung aber noch nichts damit zu tun, mit Gewalt meinen Willen durchsetzen zu müssen.

Gute Nacht
Jaana

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