Donnerstag, 16. Juni 2011

Pferdehaltung aus Liebe zum Pferd ...

Artgerechte Pferdehaltung. ... Was für ein Begriff! Was er eigentlich bedeutet erlebt man immer wieder neu definiert.
Boxenhaltung ist verschrien, Offenstallhaltung ideal und neuerdings setzt man auf ein "Paddock-Paradise", in welchem das Pferd "alle seine natürlichen Bedürfnisse erfüllt sieht".

Doch kaum können wir überhaupt dem gerecht werden, was ein Pferd "in freier Wildbahn" zur Verfügung hat. Ist jedes Pferd in einer Box automatisch unglücklich und jedes Pferd in Offenstallhaltung zufrieden?

Ich weigere mich, in solchen Schubladen zu denken. Sie bringen uns nur dazu zu sagen, dass man alles getan hat und nicht weiter hinschauen muss. Natürlich ist eine Box nicht das ursprüngliche Lebensumfeld eines Pferdes, aber das sind unsere Stadtwohnungen für Singles für uns Menschen auch nicht. Trotzdem haben wir in den letzten Jahrzehnten einiges davon schätzen gelernt, was mancher nur ungern aufgibt.

Eine perfekte, artgerechte Haltung ist keine Garantie für ein glückliches Pferd. Das haben mir in den letzten Jahren die verschiedensten Lebewesen gezeigt. Beispiele gibt es tagtäglich wieder welche und die meisten Reiter kennen Sie im Alltag mit ihren Pferden.

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Wir können nicht perfekt die Natur nachahmen. Aber jeder spürt, dass die Beziehung zu einem Tier etwas wunderbares sein kann. Deswegen finde ich Futterautomaten zum Beispiel zwar vorstellbar praktisch, jedoch bekomme ich jedes Mal Bauchschmerzen, wenn ich daran denke, dass es Leute gibt, die ihr Pferd noch nicht einmal selbst füttern möchten ... 

Dabei ist das Leben mit den Pferden doch genau dieser Alltag und wenn wir uns selbst sicher sind, dass es eben nicht egal ist, ob wir uns bei unserem Pferd blicken lassen oder nicht, dann erst sehen wir das Pferd als Persönlichkeit; indem wir seinen psychischen Zustand auch ernst nehmen! 

Und selbstverständlich gehört dazu, dass wir unser Pferd nicht den ganzen Tag einsperren, sondern wenn man wirklich aus Liebe zu seinem Pferd handelt, dann wird man sich mit ihm freuen wenn es über die Wiese galoppiert, genauso wenn es genug gefüttert und gepflegt ist und sich einfach pudelwohl in seinem Körper fühlt.

Perfekt ist niemand - ich ganz bestimmt nicht - und darum hilft es auch niemandem, sich dahinter zu verstecken, dass man ja recht hat.

Wenn ich einen Tipp hätte, würde er lauten: hinschauen, nachdenken, gesunden Menschenverstand einschalten und für Meinungen von aussen offen sein.

1 Kommentar:

Vanessa hat gesagt…

Hi Jaana,
ja das Problem mit der Haltung,so abhängig von vielen Faktoren,vor allem Platz und leider sind die meisten Landwirte nicht gewillt Grünland abzugeben( zumindest bei uns in der Gegend).Wir versuchen aus den Platz den wir haben,das Möglichste herauszuholen,doch habe ich auch festgestellt,das es zwar wundervoll ist für die Tiere im Herdenverband zu Leben,aber sie zeigen es in ihrem Verhalten, wenn "ihr" Mensch über längere Zeit nicht kommt.Ich könnte sogar schwören schon leichte Anzeichen depressiven Verhaltens beobachtet zu haben...
Ich selber bin froh meine Pferde selbst zu versorgen,freue mich das meine Stute und mein Hengstjährling beim abendlichen reinholen erst zu mir kommen,sich die Stirn kraulen lassen,sich liebe Worte abholen und dann erst zum Futterplatz gehen; daß mein Neuer langsam ruhiger wird,sich mir zuwendet und sich über Zuneigung freut.
Ich kenne ihre Angewohnheiten beim Füttern,ihre Positionen in der Familie,freue mich wenn es ihnen gut geht...
Unser Neuer steht nur Nachts getrennt,aber derzeit täten wir ihm keinen Gefallen in der Herde zu stehen, da es einen gibt der ihn dolle zusetzt und er erstmal lernen muss "Pferd zu sein".
Alles in allem sollte der Mensch sich seiner Verantwortung bewusst sein und lieber einmal mehr hin"hören" und sehen,als einmal zuwenig.
Futterautomaten-klingt toll,aber man schiebt auch viel Verantwortung ab...