Freitag, 25. Januar 2008

Check the basics 1: Mein Pferd genießt meine Berührung

Wir beginnen nun damit, die einzelnen Punkte meiner Checkliste abzuarbeiten.

1.: der Check:
Kommt ihr Pferd freiwillig zu ihnen und lässt sich berühren? Kennen sie seine Lieblingstellen? Welche Stellen lässt es sich eher weniger gern berühren?
2.: Warum ist dieser Punkt so wichtig?
Dies ist der erste Punkt der Checkliste und für mich von daher das Fundament für die anderen Punkte. Ich glaube, eigentlich ist es gar nicht so schwer nachzuvollziehen, warum dieser Punkt so wichtig ist. So ist Reiten und dergleichen völlig unmöglich, wenn wir unser Pferd nicht berühren können. Doch achtung! Ich spreche hier nicht nur davon, dass das Pferd sich den Sattel anziehen lässt und dann brav unseren Befehlen gehorcht. Ich spreche davon, dass das Pferd unsere Berührung und unsere Nähe wirklich genießt und sie von sich aus aufsucht. Ausserdem sich im etwas höheren Alter sich am ganzen Körper berühren lässt ohne dabei Stress zu empfinden. Nun also, warum ist dasso wichtig? Es ist weniger wichtig als ein Zeichen, dass das Pferd uns vertraut und gern hat. Pferde auf der Koppel oder in der Wildnis gehen tiefe Bindungen mit einzelnen anderen Pferden ein. In jedem Pferdeführer kann man nachlesen, dass es ein Zeichen tiefer Freundschaft ist, wenn sich zwei Pferde einander am Widerrist schubbeln. Das Pferd als Fluchttier kann auch extreme Angst vor Berührung haben und dabei Stress empfinden. Seien sie sich bewusst, dass, wenn dies der Fall ist, das Pferd sie entweder als Raubtier, also als Gefahr betrachtet, oder zumindest als tyrannisches anderes Herdenmitglied. Und das wollen wir doch auf keinen Fall sein, vor allem nicht, wenn wir eine schöne Zeit mit unserem Pferd verbringen wollen.

3.: Was bringt es mir wenn sich mein Pferd von mir gerne berühren lässt?
Wenn ihr Pferd das Zusammensein mit ihnen genießt, dann wird es immer freudig bei allem mitarbeiten was sie ihm anbieten - ob es nun später das Reitergewicht ist oder die Spritze mit der Wurmkur. Ihr Pferd demonstriert dass es ihnen vertraut. In schwierigen Situationen werden sie wissen, wie sie ihr Pferd beruhigen können und es wird ihre Anwesenheit als schützend und entspannend empfinden. Ausserdem erleichtert es viele Vorgänge wie Tierarztbesuche, Hufeausschneiden und beschlagen etc.

4.: Wie erkenne ich, dass mein Pferd meine Berührung genießt?
Äussere Zeichen können sein: entspannen der Ohren, Zucken mit der Lippe bzw. den Mundwinkeln, ein senken des Kopfes, das Pferd steht absolut ruhig und drängt nicht fort, es hält ihnen die Stelle, die sie gerade kraulen geradezu vor die Finger. Natürlich werden sie auch einfach spüren, ob ihr Pferd gerade Gefallen empfindet oder sich lieber abwenden möchte.

5.: Was bedeutet es wenn ...
  • ... es sich gerne von mir streicheln und überall berühren lässt?
Ihr Pferd hat Vertrauen zu ihnen und betrachtet sie nicht als Feind.
  • ... es sich an bestimmten Bereichen wehrt, abwendet, schlägt, beisst oder mich gar nicht richtig an sich heranlässt?
Ihr Pferd hat Angst vor ihnen und glaubt, sie könnten ihm wehtun. Lassen sie das nie unbeachtet! Ein Pferd das sich vor ihnen fürchtet ist wie ein Feuerstuhl, der abgeht, sobald etwas geschieht, was es in die Enge treibt!

6.: Was kann ich konkret tun?

Bei rohen Jungpferden und Fohlen:

Wie schon im Artikel zum Thema Fohlenerziehung gesagt, sehen sie zu, dass die Begegnung mit Menschen IMMER möglichst von Spannungen und schlechten Erfahrungen ungetrübt bleibt. Erlebt gerade ein Jungpferd, dass es seinem Menschen vertrauen kann, dann wird es später auch in schwierigeren Situationen zu ihm stehen - was vorraussetzung für einen verlässlichen Partner ist. Gehen sie niemals an die Grenzen, wo Streicheln etc. unangenehm oder als nervig empfunden wird. Sprechen sie immer mit einer ruhigen und warmen Stimme.

So geht man auf ein Pferd zu:
  1. Nähern sie sich anfangs immer frontal oder leicht von der Seite und steuern sie den Kopf an. Locken sie sanft mit der Stimme und einer einladenden, keinesfalls agressiven Körperhaltung.
  2. Lassen sie das Pferd an ihrer ausgestreckten, flachen Hand ausgiebig schnuppern und geben sie ihm Zeit.
  3. Streichen sie mit einer Hand den Hals ab und gehen sie dann leicht seitlich an as Pferd heran und tätscheln Schulter, Brust und/oder Bauch bzw. Rücken.
Bereiche wie Beine, Kruppe, Schweif, Hufe, die Unterseite des Bauchs und in manchen Fällen auch die Ohren und der Rücken berühren sie erst, wenn sie sich sicher sind, dass ihr Pferd sich nicht wehren wird, sondern ihnen vertraut.

Auch wenn es schwieriger sein mag; üben sie das am besten ohne das Pferd festzuhalten. Gerade junge Pferde werden so schnell hibbelig, dass sie dann fortdrängen und sich sonst gezwungen fühlen.

Bei schon relativ gut erzogenen Pferden die regelmäßig geritten werden oder Kontakt haben:

Hier setze ich vorraus, das dem Pferd das Halfter geläufig ist. Es gelten natürlich ebenfalls obenstehende Regeln, allerdings gehe ich mal davon aus, dass sie ihr Pferd sowieso im Alltag schon lange nichtmehr nur an Hals und Schulter berühren, da sie es ja striegeln. Von daher werden sie wahrscheinlich schon wissen, welche Stellen ihr Pferd besonders gern oder gar nicht gern gekrault hat. Wenn nicht, finden sie diese herraus!

Wenn sie merken, dass es Stellen gibt, wo sich das Pferd gar nicht wohlfühlt oder sogar beginnt zu wehren, dann finden sie ein paar Tipps unter "traumatisierte" Pferde. Hier jetzt noch ein paar Tipps, wie sie den Genuß und das Vertrauen zu ihnen steigern können:

  1. Widerrist kraulen: Pferde machen das ja unheimlich gerne untereinander. Stellen sie sich seitlich neben ihr Pferd und beginnen sie an seinem Widerrist zu kraulen. Ruhig etwas fester! Für ihr Pferd ist das ein Freundschaftsbeweis ihrerseits. Beobachten sie, wie das Pferd mit den Lippen zu spielen anfangen wird. Passen sie auf: gerade bei Hengsten kann das dazu führen, dass sie gern etwas "zurückkraulen", was ihnen natürlich richtig wehtut. Schieben sie den Kopf des Pferdes sanft zur Seite, statt es zu schimpfen und passen sie einfach gut auf jede seiner Bewegungen auf. Es meint dies keinesfalls böse.
  2. Wirbelsäulenmassage: Viele Pferde lieben es und entspannen sich total, wenn sie den Rücken entlang die Wirbelsäule bis zur Schweifrübe hin massieren.
  3. Kopf senken: ein wirklich entspanntes Pferd, welches ihre Berührungen genießt, senkt oft automatisch seinen Kopf. Machen sie eine kleine Übung daraus (ohne Futter bitte!) die Stellen zu finden, wo ihr Pferd mit dem Kopf entspannt nach unten geht und sich dort z.B. an den Ohren weiterverwöhnen lässt.
  4. TTOUCH: Ich selber habe sehr gute Erfahrungen mit dem Tellington-Touch gemacht. Besorgen sie sich mal ein paar Infos. Das für mich beste Buch von Linda Tellington-Jones ist in der Hinsicht "Die Linda Tellington-Jones Reitschule" (erschienen im KOSMOS-Verlag ISBN 978-3440095843). Der TTOUCH lehrt einen sehr viel über den Körper des Pferds und hat viele verschiedene Massagetechniken, so dass man immer wieder etwas Neues ausprobieren kann.
Bei Hengsten:

Ich sehe bei Hengsten kaum Unterschied zu Stuten und Wallachen. Allerdings ist bei hnen immer darauf zu achten, dass man nicht ihr - doch oft sehr hohes - Selbstwertgefühl ins schwanken bringt. Ein Hengst wird sie auch immer mal wieder auf die Probe stellen, so dass sie sich durchsetzen müssen. Tun sie das dann, aber ohne großes Aufsehen davon zu machen. Zwicken und Beißen ist kein Spiel, sondern gehört mit klaren Zeichen unterbunden, aber es darf auf keinen Fall jedes mal zum Machtkampf werden. Haben sie den Hengst immer gut im Auge und stellen sie sich gegenbenenfalls vorzugsweise so, dass er noch nichtmal gut an sie herankommt.

Bei traumatisierten Pferden:

Damit meine ich nun Pferde, die kleine bis sehr große Probleme damit haben, dass sie sie streicheln. Sie haben vielleicht früher einmal große Schmerzen oder Vertrauensbrüche erlebt. Manche sind nur etwas kitzlig am Bauch, andere sind kopfscheu und machen bei jedem Aufzäumen ein totales Theater. Dies sind alles Zeichen dafür, dass sie nicht wirklich den Händen des Menschen vertrauen. Manches kann man lächelnd tolerieren, z.B. wenn ein Pferd wirklich einfach kitzlig ist am Bauch - davon gibt es übrigens recht viele. Dann sollte man diese Stelle eben vorsichtig behandeln, aber setzen sie sich trotzdem durch: wenn ihnen ihr Pferd vertraut, dann wird es über kurz oder lang sich wieder entspannen und sie können auch dort normal weiterstriegeln. Wird ihr Pferd aber tatsächlich panisch, wenn sie anfangen am Bauch zu kraulen ist dies ein Alarmzeichen!

Ich gebe jetzt im Folgenden ein paar Beispiele für Traumastellen, was das Verhalten bedeutet und den einen oder anderen Tipp, was man tun kann um die Pferde von ihrem Trauma zu heilen. Allerdings ist der erste Schritt der, den sie tun müssen, nämlich herrausfinden, was die Ursache für das Verhalten ihres Pferdes ist und dann, was sie glauben, dass ihm helfen könnte. Ich übernehme keine Haftung für meine Tipps und das diese in allen Fällen funktionieren. Es kann auch sein, dass, wenn sie beginnen, direkt an den Problemzonen zu arbeiten, das Pferd noch heftiger reagiert. Bei richtigen Problempferden erfordert es enorm viel Zeit und Arbeit, die eventuell auch gefährlich werden kann, um ein Trauma zu heilen. Es gibt noch nichteinmal die Sicherheit, dass das Trauma überhaupt komplett geheilt werden kann. Hier geht es nicht darum, dass sie in irgendeinem Kurs eine 1+ bekommen, sondern dass sie eine Beziehung mit ihrem Pferd aufbauen!
  • Pferd schlägt oder beisst mich, wenn ich es an einer ganz bestimmten Stelle berühren will (Beispiel: Beine): Sicherlich verbindet es irgendeine ganz bestimmte Erfahrung mit der Berührung an dieser Stelle. Gehen sie keine Gefahren ein. Sie werden keinesfalls etwas verbessern, in dem sie ihr Pferd dazu zwingen sich dort berühren zu lassen. Suchen sie nach möglichen Ursachen! Wehrt es sich auf diese Art nur, wenn ich es auf eine bestimmte Art (z.B. mit einer Bürste) berühre oder immer und in jeder Situation? Ziehen sie alles in Erwägung: könnte es dort eine Verletzung haben? Bringe ich dort beim Reiten meistens irgendwelches Equipment an (z.B. Bandagen)? Was weiß ich genau über die Geschichte der Pferdes? In jedem Fall ist es aber wichtig, dem Pferd wieder das Vertrauen zu geben, sich dort berühren zu lassen. Machen sie das zu Anfang immer mit ihrer bloßen Hand. Diese ist schön warm und kommt direkt von ihnen. Finden sie die schon so oft gerühmte Stelle, die ihr Pferd besonders gerne mag und arbeiten sie sich von dort Stück für Stück an die Problemzone heran. Belohnen sie das Pferd schon für kleinste Fortschritte, wenn sie z.B. schon ganz nah gekommen sind. Diese Methode erfordert erfahrungsgemäß etwas Geduld - Tage, manchmal Wochen und Monate, können nötig sein! Wann immer ihr Pferd panisch reagiert bleiben sie auf jeden Fall ruhig und vermitteln Freundschaft durchi hre Körperhaltung. Wenn sie selbst Angst vor ihrem Pferd haben, lassen sie es erstmal eine Weile und tasten sich noch langsamer vor.
  • Berührungsängste an Gurt- und Sattellage: das nennt sich im allgemeinen Reiterjargon "Satteldruck" und ist meistens auf unpassendes Zubehör bzw. Schmerzen zurückzuführen. Überprüfen sie ihren Sattel und eventuelle Decken und Pads sowie den Sattelgurt. Es kann auch sein, dass sie meistens zu fest gurten oder etwas an ihrem Sitz das Pferd in seinen Bewegungen stört. Es gibt eine Reihe Methoden, Sättel, Pads etc. die dies vermeiden wollen/können. Informieren sie sich. Viele Pferde leben total auf, wenn sie einen baumlosen Sattel bekommen. Es gibt sehr viele Spezialisten auf diesem Gebiet, die ihnen da bestimmt weiterhelfen können. In Betracht müssen allerdings auch die anderen Möglichkeiten gezogen werden: wie wurde das Pferd bei seiner Ausbildung an den Sattel gewöhnt? Vielleicht trägt es ja einfach ein Trauma von einem plötzlich aufgelegten und festgezurrten Sattel mit sich herum. Legen sie den Sattel auch immer in Fellrichtung auf? Oder handelt es sich um einen Machtkampf den das Pferd nun schon seit einiger Zeit mit ihnen austrägt? Versuchen sie es mit Massage und TTOUCH an der Wirbelsäule um ihr Pferd die Berührung dort genießen zu lassen. Das wird aber übrigens nicht viel bringen, wenn ihr Pferd tatsächlich unter akuten Rückenschmerzen leidet. Verletzungen oder Scheuerstellen sind allerdings höchste Alarmzeichen, dass etwas mit ihrem Equipment oder ihrer Reitweise nicht stimmt. Ein Pferd mit einem schmerzenden Rücken zu reiten ist eine Quälerei für das Pferd, die ich keinesfalls befürworte.
  • Kopfscheuheit: ein Pferd, welches immer den Kopf hochreisst, wenn sie es dort berühren wollen oder ein Halfter anziehen, ist nicht nur ärgerlich, sondern es verursacht sich unter Umständen echte Schmerzen. Ein Pferd hebt automatisch den Kopf in Stresssituationen. Das Mittel dagegen ist Entspannung und Kopf-Senken. Nehmen sie sich viel Zeit, um herrauszufinden, auf welche Weise sich ihr Pferd entspannen kann und gehen sie auch hier Stückchen für Stückchen vor. Wichtig ist, dass sie Stress vermeiden. So lassen sie es sein, ihr Pferd mal schnell-schnell aufhalftern zu wollen. Sie wissen doch, das dies wieder Theater geben wird, also lassen sie das Pferd lieber auf der Weise statt zu reiten. Bei einem wirklich kopfscheuen Pferd darf auch mal ein Leckerlie zum Einsatz kommen, wenn ihr Pferd den Kopf senken soll. Positive Verstärkung kann hier sehr wichtig sein. Hier geht es weniger darum, ein Dominanzspielchen durchzustreiten, sondern darum, dass das Pferd schlicht und einfach den Kopf senken kann und sie als angenehm empfindet.
Nun, das war es nun erstmal. Steht ihr Pferd nun bei ihnen und lässt sich gerade durchkraulen? Wie schön. Nochmal möchte ich betonen: Pferde sind Individuen. Ich kann keinerlei Garantie dafür geben, dass das hier Geschriebene ausgerechnet auf ihr Pferd passt. Manchmal stimmt die Beziehung ja auch, wenn nicht alles immer perfekt läuft, aber wenn man schon Zeit zusammen mit seinem Pferd verbringen möchte, dann kann man diese ja auch dazu nutzen, die Beziehung zu diesem zu vertiefen, oder?

Sonntag, 20. Januar 2008

Noch ein paar Worte zu Fohlenerziehung

In den kommenden Posts werde ich dann endlich genauer auf die in der Checkliste genannten Punkte eingehen, Tipps und Ideen geben, wie man die Punkte umsetzen kann und was es (für mich) bedeutet, wenn eine der Sachen so gar nicht klappen will. Davor will ich aber noch auf meine Haltung zum Umgang mit Fohlen klarmachen, damit dies nicht irgendwie falsch verstanden wird.
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Juppie! - Fohlen strotzen geradezu vor Lebenskraft

In meinem Beitrag mit der Checkliste schrieb ich, dass diese Punkte für ALLE Pferde gelten und erfüllt werden sollten. Vom alten Pferd, vom Turnierhasen über das Freizeit- oder Beistellpferd sowie auch vom jungen Fohlen. Wenn Dinge davon nicht umsetzbar sind bzw. dabei Probleme entstehen, sehe ich das als Zeichen für entweder eine Unstimmigkeit in der Pferd-Mensch Beziehung oder als Verhaltensstörung an.
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Wer bist denn du? - Sozialkontakt ist wichtig!

Im Bezug auf Fohlen gehe ich aber etwas vorsichtig vor. Ich meine damit um Gottes Willen nicht, schon in der Stunde der Geburt mit dem Fohlen alle diese Punkte zu testen. Im Gegenteil sehe ich auch die sogenannte Imprint Methode als etwas fraglich an, bzw. auch als unnötig, denn Fohlen werden auch, wenn sie normal auf die Welt, kommen zu guten Partnern.
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Knabber! - Fohlen befinden sich in der Hauptlernphase ihres Lebens

Im Umgang mit Fohlen finde ich es besonders wichtig, dass sie den Menschen in ihrer Nähe als völlig ungezwungen erleben. Das setzt vor allem vorraus, dass die Stute mindestens (!) die Punkte der Checkliste als normal erleben und eine gute Beziehung zu "ihrem" Menschen haben. Welche Zeit lässt sich wohl besser dazu nutzen, um eine noch unausgereifte Beziehung zu ihrer Stute zu festigen, als wie in der Trächtigkeit, wo die Stute sich über die gelegentliche Abwechslung eines Spazierganges oder alleine eines Besuches freut! Ein gutes Vertrauensverhältnis zur Mutter wird auch bei der Geburt das Dabeisein des Menschen entspannen und sogar als erwünscht von der Stute empfunden. Ich habe schon viele Tiere erlebt, die ganz bewusst die Nähe des Menschen bei der Geburt ihrer Jungen gesucht haben. Besonders Katzen äussern dieses Bedürfnis häufig.

Hat die Stute ein gutes Verhältnis zu ihnen, merkt das Fohlen später auch, dass es keinerlei Angst vor ihnen zu haben braucht. Aber auch wenn das Fohlen sich Anfangs nicht anfassen lässt, oder von der Mutter von ihnen ferngehalten wird: zwingen sie es nicht, es streicheln zu dürfen. Im Gegenteil, dabei wird genau nicht erreicht, dass das Fohlen lernt, ihre Berührung zu genießen, sondern ihre Gegenwart mit Angst zu verbinden. Geben sie der Stute und dem Fohlen immer nur Grund ihnen zu vertrauen: bleiben sie in allen Situation ruhig und freundlich, erzwingen sie niemals eine Sache! Das gibt beiden den Anlass, sie zu respektieren und zu lieben. Wenn sich ihr Fohlen (was ich mal nicht vermute) nach 2 Wochen immer noch nicht einmal anfassen lässt, überlegen sie sich, mit was sie noch sein Vertrauen gewinnen könnten.

Noch was: Fohlen können sich natürlich noch lange nicht so ausgiebig konzentrieren wie ältere Pferde. Konzentration ist etwas, das erst später richtig aufgebaut werden muss. Mein Tipp daher für den Anfang; halten sie sich ruhig länger bei ihren Pferden auf, aber halten sie die Sequenzen, wo sie das Fohlen an irgendetwas gewöhnen wollen so kurz wie möglich. Auf keinen Fall länger als wie das Fohlen freiwillig bei ihnen bleibt (also auf keinen Fall anbinden oder so!). Wenn es freiwillig zu ihnen kommt, lassen sie ihm aber alle Zeit die es braucht um sich mit ihnen bekannt zu machen.
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Vater und Sohn - Wenn Fohlen mit Pferden allen Alters und Geschlechts groß werden ist das optimal!

Übrigens: ich würde mit ihrem Fohlen bis zu dem Alter von 2 bis 2 1/2 Jahren eigentlich nicht mehr bewusst machen als in der Checkliste steht. Klar kann man, wenn die Basisdinge richtig gut vorhanden sind auch langsam weitermachen, mit noch mehr Spielereien und entdecken neuer Dinge - von mir aus sogar irgendwann das Anziehen des Halfters oder ein Auflegen der Satteldecke. Aber auf keinen Fall unter Zwang oder in risikobelegten Situationen. So würde ich ein Fohlen unter einem halben Jahr auf keinen Fall auf herkömmliche Weise an das Halfter gewöhnen wollen. Das ist einfach mit zu hohen Risiken verbunden. Solche Dinge wirklich nur tun, wenn sie sich sicher sind, das die Beziehung 100%ig stimmt!

Wenn sie etwas für die Entwicklung ihres Fohlens tun wollen, dann sorgen sie für optimale Haltung zusammen mit Artgenossen und anderen Fohlen auf der Weide, am besten mit Pferden verschiedenen Alters und Geschlechts. Beobachten sie ihr Fohlen, lernen sie seinen Charakter und Besonderheiten kennen und erkennen sie, dass die Hauptlernphase gerade in diesem Moment ist, wo das Fohlen lernt, mit seinen Artgenossen zusammenzuleben, seinen Körper zu bewegen und die Elemente des Lebens zu entdecken. Dies alles sind kostbare Dinge für die spätereAusbildung und die Beziehung zwischen ihnen und dem Pferd.
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PS: an die Besitzer von älteren Pferden: wissen sie etwas über den Werdegang ihres Pferdes? Wie sein Leben als Fohlen war? Machen sie sich darüber Gedanken!

Samstag, 19. Januar 2008

warme Buchempfehlung: Mit Pferden sein ...

Gestern kam dieses Buch zu mir ins Haus geschneit. Ich empfehle es wärmstens allen, die einen natürlichen Umgang im Zusammensein mit Pferden wünschen. Sabine Birmann schreibt gut verständlich, mit vielen atemberaubenden Bildern die uns sagen: wir wünschen uns auch so eine Harmonie mit unserem Pferd? Es ist möglich! Nimm dein Pferd ernst, respektiere es und lerne sein Verhalten kennen und stelle dich ihm dann vor. Nun, ich möchte gar nicht zu viele Worte verlieren, denn die könnten noch etwas ins falsche Licht rücken. Am besten selber reinlesen!!!

Buch: "Mit Pferden sein ... " der gemeinsame Weg zu einer aussergewöhnlichen Beziehung
von Sabine Birmann

Ippikon Verlag / ISBN: 3-00-015748-4

Preis: 35,- €


www.mitpferdensein.de
info@mitpferdensein.de

Samstag, 12. Januar 2008

Check the basics


Nun, nachdem was ich alles von mir, meinen Ansichten usw. erzählt habe, möchte ich jetzt einmal etwas konkreter werden. Ich bin dafür, dass wir Pferde möglichst frei lassen. Trotzdem gibt es für mich einige Dinge, die ein jedes Pferd können muss. Zu schnell denken und versteifen wir uns nur aufs Reiten. Ich habe Pferde getroffen, die wurden geritten und konnten noch nichteinmal ordentlich im Schritt geführt werden. Die Beziehung mit dem Pferd beginnt aber am Boden. Reiten ist nur das Geschenk, welches wir nach langem Beziehungsaufbau mit dem Pferd bekommen. Anders kann ich mir das Zusammensein mit Pferden gar nicht vorstellen.

Es gibt auch Dinge, die jedes Pferd lernen kann - egal in welchem körperlichen oder erzieherischen Zustand. Auch das junge Fohlen kann lernen. Das meiste lernt es von selber, in einer Umgebung, die für es anregend ist. Für gesund aufgewachsene und nicht total verschüchterte Pferde stellen die folgenden genannten Punkte kaum eine Herrausforderung an. Am besten geht man mal die Liste durch. Stellen sie sich die Punkte mit ihrem Pferd vor. Würde das klappen? Müssten sie ein bisschen üben? Stellen manche der genannten Punkte eine Problemsituation dar?

Wenn sie nur an einem der Punkte einen Haken sehen, so ist diesem schleunigst nachzugehen. Vor allem, wenn sie ihr Pferd anderweitig noch reiten etc. In den folgenden Posts werde ich einzeln auf jeden Punkt eingehen.

Checkliste die JEDES Pferd können muss:

Auf keinen Fall sollte ihr Pferd und auch nicht das kleine Fohlen, Angst vor ihrer Berührung haben. Nein, es soll diese mit allen Sinnen genießen. Check: Kommt ihr Pferd freiwillig zu ihnen und lässt sich berühren? Kennen sie seine Lieblingstellen?


Pferde sind von Natur aus neugierig. Sie spielen immer mit allen möglichen Dingen herum. Wenn sie den Status bei ihrem Pferd erwerben, ständig Neues und Interessantes zu vermitteln, so stehen ihnen später alle Türen mit dem Pferd offen. Check: was passiert, wenn sie ihr Pferd mit etwas völlig Unbekanntem überraschen (natürlich wenn das Pferd völlig frei ist)? Kommt es und beschnüffelt es oder hält es sich auf Abstand so lange sie das Ding bei sich haben?

  • Frei folgen
Später mal wollen sie, dass ihr Pferd unter ihnen auf Signale reagiert und sich ihrer Führung hingibt. Was später im Sattel funktionieren soll muss selbstverständlich erst am Boden klappen. Check: Können sie (anfangs reichen ein paar Schritte in konzentrierter Atmosphäre z.B. auf dem Reitplatz) ihr Pferd dazu auffordern, ihnen ohne Halfter etc. hinterherzugehen?

  • Ruhe in Gegenwart des Menschen
Die Anwesenheit des Menschen sollte Ruhe ausströmen. Zeigt das Pferd Anzeichen für Stress, wenn der Mensch sich ihm nähert, sollte man sich auf Ursachenforschung begeben. Check: können sie ihr Pferd auf der Koppel besuchen, ohne dass es wegläuft, es dort kraulen etc. während es sich nach der Begrüßung entspannt und dann weitergrast?

  • Respekt vor ihnen
Sich von seinem Pferd schieben, überrennen usw. zu lassen, ist gefährlich! Ausserdem demonstriert das Pferd damit, dass es vor ihnen keinerlei Respekt hat. Für mich ist übrigens Gewalt keine Lösung für dieses Problem. Check: Können sie ihr Pferd in egal welcher Situation ohne schlagen o.ä. auf einen Meter Abstand schicken?

  • Hufe geben
Wenn obriges alles klappt, dann ist wohl die erste wirkliche Übung, dem Pferd die Hufe aufheben zu dürfen. Dies muss mit dem Fohlen erst geübt werden und sollte immer ohne Zwang oder Stress während der Lernphase vor sich gehen. Check: Dürfen sie die Hufe ihres Pferdes aufheben?
Nun, das wären die Punkte für mich, die wirklich JEDES Pferd, egal welchen Alters etc. lernen kann. Natürlich lernt jedes Pferd anders und hat seine eigene Art damit umzugehen, von daher, wenn nicht alles immer komplett in alle Raster passt, zeigt das eher, dass eben jedes Pferd ein Individuum ist. Trotzdem würde ich mir die oben genannten Punkte einmal durchlesen und mir Gedanken dazu machen: bin ich zufrieden und fühle ich mich gut wie mein Pferd reagiert? Wie geht es meinem Pferd in diesen Situationen?

Bis zum nächsten Mal. Wie gesagt, werde ich in den folgenden Posts genauer auf die hier genannten Punkte zu sprechen kommen.

All die hier gemachten Äußerungen gelten als VORSCHLÄGE, keinesfalls als Lehrmethode. Ich distanziere mich eindeutig von jeglicher Haftung.

Sonntag, 6. Januar 2008

Ein frohes Jahr 2008!

Ja, lange habe ich hier nichts mehr geschrieben!

Trotzdem gibt es mich noch und ich werde auch bald wieder mit vielen neuen Erfahrungsberichten kommen, denn ich fahre in die Vogesen zu einer Paso und Andalusierzucht.

Ich wünsche euch ein frohes neues Jahr 2008 und nachträglich noch ein gesegntes Weihnachtsfest. Hier mein Weihnachtsgeschenk an euch alle:
VLG
Jaana