Sonntag, 20. Januar 2008

Noch ein paar Worte zu Fohlenerziehung

In den kommenden Posts werde ich dann endlich genauer auf die in der Checkliste genannten Punkte eingehen, Tipps und Ideen geben, wie man die Punkte umsetzen kann und was es (für mich) bedeutet, wenn eine der Sachen so gar nicht klappen will. Davor will ich aber noch auf meine Haltung zum Umgang mit Fohlen klarmachen, damit dies nicht irgendwie falsch verstanden wird.
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Juppie! - Fohlen strotzen geradezu vor Lebenskraft

In meinem Beitrag mit der Checkliste schrieb ich, dass diese Punkte für ALLE Pferde gelten und erfüllt werden sollten. Vom alten Pferd, vom Turnierhasen über das Freizeit- oder Beistellpferd sowie auch vom jungen Fohlen. Wenn Dinge davon nicht umsetzbar sind bzw. dabei Probleme entstehen, sehe ich das als Zeichen für entweder eine Unstimmigkeit in der Pferd-Mensch Beziehung oder als Verhaltensstörung an.
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Wer bist denn du? - Sozialkontakt ist wichtig!

Im Bezug auf Fohlen gehe ich aber etwas vorsichtig vor. Ich meine damit um Gottes Willen nicht, schon in der Stunde der Geburt mit dem Fohlen alle diese Punkte zu testen. Im Gegenteil sehe ich auch die sogenannte Imprint Methode als etwas fraglich an, bzw. auch als unnötig, denn Fohlen werden auch, wenn sie normal auf die Welt, kommen zu guten Partnern.
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Knabber! - Fohlen befinden sich in der Hauptlernphase ihres Lebens

Im Umgang mit Fohlen finde ich es besonders wichtig, dass sie den Menschen in ihrer Nähe als völlig ungezwungen erleben. Das setzt vor allem vorraus, dass die Stute mindestens (!) die Punkte der Checkliste als normal erleben und eine gute Beziehung zu "ihrem" Menschen haben. Welche Zeit lässt sich wohl besser dazu nutzen, um eine noch unausgereifte Beziehung zu ihrer Stute zu festigen, als wie in der Trächtigkeit, wo die Stute sich über die gelegentliche Abwechslung eines Spazierganges oder alleine eines Besuches freut! Ein gutes Vertrauensverhältnis zur Mutter wird auch bei der Geburt das Dabeisein des Menschen entspannen und sogar als erwünscht von der Stute empfunden. Ich habe schon viele Tiere erlebt, die ganz bewusst die Nähe des Menschen bei der Geburt ihrer Jungen gesucht haben. Besonders Katzen äussern dieses Bedürfnis häufig.

Hat die Stute ein gutes Verhältnis zu ihnen, merkt das Fohlen später auch, dass es keinerlei Angst vor ihnen zu haben braucht. Aber auch wenn das Fohlen sich Anfangs nicht anfassen lässt, oder von der Mutter von ihnen ferngehalten wird: zwingen sie es nicht, es streicheln zu dürfen. Im Gegenteil, dabei wird genau nicht erreicht, dass das Fohlen lernt, ihre Berührung zu genießen, sondern ihre Gegenwart mit Angst zu verbinden. Geben sie der Stute und dem Fohlen immer nur Grund ihnen zu vertrauen: bleiben sie in allen Situation ruhig und freundlich, erzwingen sie niemals eine Sache! Das gibt beiden den Anlass, sie zu respektieren und zu lieben. Wenn sich ihr Fohlen (was ich mal nicht vermute) nach 2 Wochen immer noch nicht einmal anfassen lässt, überlegen sie sich, mit was sie noch sein Vertrauen gewinnen könnten.

Noch was: Fohlen können sich natürlich noch lange nicht so ausgiebig konzentrieren wie ältere Pferde. Konzentration ist etwas, das erst später richtig aufgebaut werden muss. Mein Tipp daher für den Anfang; halten sie sich ruhig länger bei ihren Pferden auf, aber halten sie die Sequenzen, wo sie das Fohlen an irgendetwas gewöhnen wollen so kurz wie möglich. Auf keinen Fall länger als wie das Fohlen freiwillig bei ihnen bleibt (also auf keinen Fall anbinden oder so!). Wenn es freiwillig zu ihnen kommt, lassen sie ihm aber alle Zeit die es braucht um sich mit ihnen bekannt zu machen.
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Vater und Sohn - Wenn Fohlen mit Pferden allen Alters und Geschlechts groß werden ist das optimal!

Übrigens: ich würde mit ihrem Fohlen bis zu dem Alter von 2 bis 2 1/2 Jahren eigentlich nicht mehr bewusst machen als in der Checkliste steht. Klar kann man, wenn die Basisdinge richtig gut vorhanden sind auch langsam weitermachen, mit noch mehr Spielereien und entdecken neuer Dinge - von mir aus sogar irgendwann das Anziehen des Halfters oder ein Auflegen der Satteldecke. Aber auf keinen Fall unter Zwang oder in risikobelegten Situationen. So würde ich ein Fohlen unter einem halben Jahr auf keinen Fall auf herkömmliche Weise an das Halfter gewöhnen wollen. Das ist einfach mit zu hohen Risiken verbunden. Solche Dinge wirklich nur tun, wenn sie sich sicher sind, das die Beziehung 100%ig stimmt!

Wenn sie etwas für die Entwicklung ihres Fohlens tun wollen, dann sorgen sie für optimale Haltung zusammen mit Artgenossen und anderen Fohlen auf der Weide, am besten mit Pferden verschiedenen Alters und Geschlechts. Beobachten sie ihr Fohlen, lernen sie seinen Charakter und Besonderheiten kennen und erkennen sie, dass die Hauptlernphase gerade in diesem Moment ist, wo das Fohlen lernt, mit seinen Artgenossen zusammenzuleben, seinen Körper zu bewegen und die Elemente des Lebens zu entdecken. Dies alles sind kostbare Dinge für die spätereAusbildung und die Beziehung zwischen ihnen und dem Pferd.
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PS: an die Besitzer von älteren Pferden: wissen sie etwas über den Werdegang ihres Pferdes? Wie sein Leben als Fohlen war? Machen sie sich darüber Gedanken!

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