Freitag, 4. Juli 2014

Mit Pferden kommunizieren ...



"Denken können wie ein Pferd" - dieser Satz geht mir immer wieder durch den Kopf, wenn ich aktuelle Beiträge lese und dann wieder schaue, was mir mein Pferd im Alltag spiegelt. Dieser Text brannte mir unter den Fingern und ich dachte, ich setze ihn mal auf.
Wenn mir meine Pferde immer wieder etwas sagen, gerade jetzt in der letzten Zeit, dann ist es, dass ich aus meiner Verkopftheit und Emotionalität rausmuss, wenn ich mit ihnen etwas machen will oder auch nur im Alltag etwas von ihnen will.
Ich habe ja 3 Hengste um die ich mich täglich kümmere und die sind da glasklar und kompromisslos. Aber selbst Denicheur wendet sich ab, wenn ich mir zu viele Gedanken mache, zu viel krampfhaft versuche zu spüren - davon habe ich ja in Ansätzen schon Anfang des Jahres mal geschrieben. Vertigo ist richtig angepisst, wenn ich mal wieder Runde um Runde versuche "wahrzunehmen" und aber statt wirklich "da" zu sein, mich mit Psychogedanken trage wie: "Och, wie geht es Dir denn? Belastet Dich irgendwas? Willst Du mir irgendwas mitteilen?” - Das sind jetzt nur Beispiele, meistens reicht auch nur ein Ansatz von so einem Gedanken und die Verbindung ist weg.
Ich weiß, dass meine Pferde mit mir fühlen, wenn es mir schlecht geht, dass sie mir helfen können, wenn mich unterschwellig etwas bewegt, es rauszulassen. Ich weiß, dass sie mir im Gegenzug sagen, wenn ihnen etwas nicht passt oder sie etwas bedrückt. Und das tun sie, wenn ich in Betroffenheitslaune zu ihnen gehe und über die Welt lamentiere (innerlich), sie - wegen dem Wetter oder was auch immer - bemitleide. Dann gehen sie weg oder ziehen zumindest genervt die Nüstern hoch.
Wenn ich aber da bin und mich einfach freue sie zu sehen, den Moment genieße, dann gehen auf einmal die Ohren vor und ein erwartungsvoller Blick leuchtet aus ihren Augen (nicht mehr nur zur Leckerlietasche hin). In dem Moment scheine ich jemand zu sein, mit dem es Spaß macht etwas zu unternehmen.
Egal wie öde die Bodenarbeit, sagte ich mir letztens innerlich, oder die "kleinen negativen Einflüsse von Aussen": Die Lebensfreude kommt von Innen!!! Ich lasse meine Gedanken jetzt einfach mal beiseite ...

Und dann begann mein Pferd zu schweben ...
Es war als würde es sagen: endlich bist Du da und wir können anfangen!

Schwebendes Pferd ... Vertigo - 5 Jahre alt

 Ich beziehe mich mit diesem Text auch auf Texte die ich immer mal wieder bezüglich Tierkommunikation lese, die "angewandt" wird ob es nun um Bodenarbeit oder aber auch Hufeisen, Haltung usw. geht.
Ich habe Hochachtung vor Leuten, die Tierkommunikation machen oder sie lernen. Aber muss jeder von uns ein Dauerseelsorger für sein Pferd sein? Bei mir zumindest führt so ein Denken im Alltag immer wieder dazu, dass ich mich auf das Pferd fixiere - und das kennen wir ja: daraus wir Besetzen und Druck (siehe Sabines Text von vorgestern). Die Leichtigkeit ist weg. Die erlange ich erst wieder, wenn ich zugebe, auch nicht allwissend zu sein und das Pferd eben Pferd sein lassen kann.

Können wir denken wie ein Pferd?
Können wir jemals sicher sein, dass wir nicht nur “versuchen uns vorzustellen wie es wäre, wenn wir an seiner Stelle wären”?

Verlieren wir damit nicht auch ein Stück Offenheit für die Dinge, die wir eben noch nicht wissen? Die wir vielleicht erfahren, ohne danach gefragt zu haben, eben weil wir unseren Blick öffnen?
Sind wir nicht, in unseren Gedanken und unserer Wortwahl so geprägt von dem was wir kennen, so sehr eingefärbt von unserer ganz persönlichen Meinung was gut oder was schlecht ist, dass wir uns klar sein müssen, dass es sein kann, dass unser Pferd die Dinge vielleicht ganz anders wahrnimmt oder ein ganz eigenes Wertesystem hat? So sehe ich auch die Tierkommunikation als etwas, das man richtig gut können muss um so klare Sachen sagen zu können wie: “Dieses Pferd mag nur dies oder jenes”.
Ich finde es für mich derzeit hilfreicher, wenn Sabine Birmann immer wieder predigt, man solle sich nicht so auf sein Pferd fixieren - meine Pferde danken es ihr, bzw. ich, denn meine Pferde sind sonst absolut gnadenlos in dem was sie spiegeln.
Soweit: Alles Liebe,
Jaana Aus Frankreich

Samstag, 21. Juni 2014

Nicht festhalten ... Momente kommen und gehen

Mir geht es mal wieder so, dass ich hauptsächlich lese und selten Lust habe, etwas zu schreiben oder zu posten. Das ist eigentlich schade, denn es schreiben so viele tolle Leute von so tollen Erlebnissen. Dadurch aber, dass es einen so gewaltigen Input gibt, versuche ich, wenn ich schon bei den Pferden bin, bei _mir_ zu bleiben, einfach zu sein. Nichts festzuhalten - zu akzeptieren, wie der Moment eben ist - ob er gerade schön ist, ob ich gerade schlapp bin, genervt, mein Pferd genervt ist usw.

Das Nicht-Festhalten ist für mich auch wichtig derzeit. Momente kommen und gehen und ich versuche im Jetzt zu bleiben. Nicht daran zu denken, was vor 5 Stunden bei meinem Pferd war, sondern mehr in dem Moment, wo ich bei ihm bin zu 100 % da zu sein - den Moment wahrzunehmen. Auch wahrzunehmen, wenn ich _nicht_ ganz "da" bin und mir das einzugestehen.

Das ist für mich auch nochmal etwas anderes als das Loslassen und doch läuft es letztlich auf das Gleiche hinaus. Es ist wie ein "in die Stille gehen", einmal sich nicht in den Gedanken zu verlieren, sondern spüren, wie der Gedankenapparat sich "leerläuft", so dass nur noch die Sinneswahrnehmungen übrig bleiben ...

Dass dieser Zustand im Fliessen-lassen mit der Pferdearbeit möglich ist (ohne zu einer Salzsäule zu werden) habe ich dieses Jahr auf dem Kurs bei mir in Frankreich sowohl bei den Trockenübungen als auch dann in der Arbeit mit meinem Pferd erfahren dürfen, ohne darauf gefasst gewesen zu sein.

In anderen Momenten sprudeln dann wieder Gedanken und Emotionen über und die kann ich super in Energie verwandeln. Ich versuche dann wahrzunehmen, was es denn für Gefühle sind, wie es sich anfühlt, wenn ich diese freilasse und wie mein Pferd darauf reagiert ...

Dieses Fühlen ist so echt und tief, dass ich kaum mehr etwas anderes brauche. Ich, die immer alles hat fotografieren lassen, will im Moment oft gar nichts festhalten sondern sich nur auf die neue Begegnung mit dem Pferd freuen - wie auch immer sich die gestaltet. Ob ich nach 2 Runden merke, dass ich total drücke, total verkopft bin oder eigentlich unterschwellig noch etwas mitschleppe oder ob ich eigentlich doch nur Energie übrig habe bzw. die von meinem Pferd aufnehme.

Und so könnte man sagen, ich gehe meistens zuerst mit mir selbst in Kommunikation, spüre, wer und wo ich bin - und dann fängt auf einmal mein Pferd mit mir zu sprechen an.

Die Erfahrungen vom Kurs haben mich tief bewegt. Ich bin gespannt, wie es beim nächsten weitergeht. Ganz toll finde ich dazu auch das Nachwort von Sabines erstem Buch (für die die es noch haben).

Oft geht es um Ebenen, die mit Worten nicht beschreibbar sind und deswegen müssen wir ein Gefühl dafür entwickeln. ZB unser Bauchgefühl wieder erkennen lernen und es von reinen Konditionierungen oder Ängsten unterscheiden.


Erinnerungen an den schönen Kurs ...

Mein Prachtpferd: Kaltblutmix-Hengst Vertigo ist im April zum Kurs 5 Jahre alt geworden und lieferte eine beeindruckende Show: