Samstag, 1. Oktober 2011

Der Eselhengst

Heute, da sitze ich zum ersten Mal hier auf unserer Wiese mit dem Laptop und mir wird bewusst, dass einer unserer vierhufigen Familienmitglieder auf diesem Blog bisher deutlich zu kurz kam : unser 16jähriger Eselhengst Fanou.

Eigentlich vergesse ich damit unseren besten und wichtigsten Lehrmeister zu würdigen, denn nichts geht über die Willenskraft und Persönlichkeit dieses Wesens. Man findet viele Meinungen dazu, dass Eselhengste besonders stur und zum Teil auch sehr territorial bis hin zu gefährlich sein können. Dem stimme ich zu, nur finde ich da nur etwa 10% dessen reflektiert, was unser Eselhengst für uns eigentlich ist.

Ich möchte von Liebe sprechen und von Wahrheit. Das ist es nämlich, was ein Esel immer wieder von einem einfordern wird. Er geht nicht wenn es das nicht braucht, weicht nicht, wenn er nicht weiß, dass du es ernst meinst und wird dich einfach abschleifen, wenn du ihm nichts bietest, wozu es sich lohnte zu bleiben.

Doch gerade das lässt uns spüren, wie wertvoll einem Tier die Beziehung zu uns ist. Fanou ist die Überlegenheit in Person und doch macht es genau das aus, dass man sich in seiner Gegenwart so wohl fühlen kann. Er beherrscht seinen Körper und sehnt sich nach einem ruhigen Moment mit einer Person seiner Wahl, die bereit ist, völlig loszulassen von allen Konzepten und Machtkämpfen.

Es ist alles oder nichts – Wahrheit oder Trennung.

Ich glaube, viele Eselbesitzer werden sich in dem Geschilderten wiederfinden. Jetzt sollte man aber nicht vergessen, dass Fanou Hengst ist und auch bleiben wird. Zwar wirkt er mit seinen 1,08 Stockmaß eher unscheinbar, aber wer die Energie und vor allem körperliche Kraft erlebt, die sich in wenigen Sekunden gezielt entfesselt, lernt man einen gehörigen Respekt vor der Natur !
Die Kraft und Energie die Fanou entfesseln kann ist unglaublich - zusätzlich zu seiner Mimik. Ponyhengst Titi muss ganz schön mitdenken um schneller und geschickter im gelegentlichen Spiel zu sein.

Ein Beispiel : alle jungen Hunde versuchen früher oder später einmal, ob man Pferde eigentlich auch jagen kann. Titi, das Pony findet das immer besonders lustig und kostet mich den letzten Nerv, wenn er mit ein paar kleinen Sprüngen den Hund auch noch zum Spielen auffordert. Ich finde das aber nicht gut und vor allem auch gefährlich. Habe da schon schlimme Dinge erlebt. Wie löst Fanou das Problem eines solchen Störenfrieds ?

Fanou hat den Salzleckstein im alten Paddock wiedergefunden. Ziege Joy würde auch gerne, aber wartet. Deshalb bleibt er auch ganz gelassen stehen. Das er alles im Überblick hat ist keine Frage ...
Er stellt sich in die Mitte seines Paddocks und wartet. Kommt der Hund von hinten, kickt er einmal drohend. Er bleibt so lange stehen, bis der Hund sich ausgetobt hat. Super – aber damit noch nicht vorbei : der Hund wiegt sich also in Sicherheit und stromert in dem Paddock herum. Fanou wartet einen günstigen Moment ab und kommt dann urplötzlich und ganz gezielt von hinten, packt eventuell einmal mit dem Maul zu, quietscht, trötet, stampft und presst die Ohren an den Hals. Noch nie ist einem unserer Tiere etwas passiert und egal ob Hund, Schaf, Katze, Ziege oder ähnliches hat jemals erneut versucht, ihn danach nocheinmal in Frage zu stellen. Das wissend grasen Pony und Esel inzwischen sogar gerne mit den Schafen zusammen (wir sorgen immer dafür, dass die Schafe eine Rückzugsmöglichkeit für Notfälle haben) und die Schafe bleiben gerne in der Nähe des Esels, denn er bietet, eigentlich als Einziger, wirkliche Sicherheit.

Jedes Auto wird begrüßt und jede Fütterung penibel überwacht. Einmal ließ ich Esel und Denicheur zusammen. Nach etwas Herumgelaufe schlich sich Fanou in Zentimeterschritten ganz friedlich an das große Warmblutpferd heran und plötzlich gab er einen grunzenden, erbosten Ton von sich, hüpfte mit allen vier Hufen seitwärts und während Denicheur vor Schreck schon am anderen Ende der Koppel war, stand er zufrieden an dem Platz des Pferdes und las Haferkörner auf.

Ich glaube, Fanou ist für sich der Chef unserer kompletten Wiese und alle sind ihm dankbar. Ich möchte definitv nicht in der Haut der Person stecken, die sich gründlich mit ihm anlegt, aber von solch einem Wesen im Zusammensein lernen zu dürfen, macht mich froh und stolz !

In Schafherden ließ man früher oft Esel mitlaufen, da diese bereit waren, die Herde vor den Wölfen zu verteidigen. Das glaube ich heute ohne zu zögern. Was den sozialen Instinkt betrifft und die Verteidigungsbereitsschaft, so sehe ich wenig, was einen Esel übertrifft. Aber eben auch die Bereitschaft, sich in allem Stolz, an die Seite der Personen zu stellen, die er liebt. Ich kann Fanou heute selbst dazu überreden, im See zu baden – was definitv gegen seine Vorstellungen von Vernunft geht – allein, weil ich es für ihn mache und im guten Willen. Klar geht das nicht über ein bisschen Diskussion – das ist, um sein Gesicht zu waren – aber letztlich genießt er es in den heissen Tagen, wo die Mücken ihm die Beine wund beissen.

Seien sie vorsichtig bevor sie sich einen Eselhengst zulegen, wenn sie glauben, sie könnten ihn brechen – wenn sie ihn stattdessen einfach lieben und ehrlich zu ihm sind, wird er ihnen etwas ganz besonderes geben : ehrliche Verbundenheit und Liebe.

Umso trauriger bin ich natürlich, wenn ich kastrierte Esel sehe – was ist das für eine unschöne Art, ein solch wunderbares Wesen zu brechen !?

1 Kommentar:

Unknown hat gesagt…

Hallo Jaana,
ich wollte Dich auf unser Gewinnspiel hinweisen: http://www.plaketten-petersen.de/kundencenter/infocenter/gewinnspiel.html

Wenn Du magst kannst Du da mal einen Artikel zu posten und mit etwas Glück das Handy gewinnen.