Montag, 19. September 2011

Nachwort: unsere eigene Angst

Bevor ich jetzt dann zum nächsten Thema hier im Blog übergehe, möchte ich aufgrund des erhaltenen Feedbacks nocheinmal zu dem Checklist-Post zurückkommen. Ich habe vor allem Positives zurückbekommen, aber je mehr ich darüber nachdenke, verleitet mein Post schnell anzunehmen, dass man hier mal wieder etwas gefunden hat, was einfach so oder so gemacht werden soll.

Lasst euch auch hier nicht in eine Schublade stecken und ganz gewiss auch euer Pferd oder sein Verhalten nicht. Es gibt zum Beispiel tatsächlich ängstliche Pferde, welche total überfordert reagieren - einfach aus Angst - und das nicht zwingend, weil sie keine Bindung zu ihrem Menschen haben.

Am ängstlichsten sind aber oft wir Menschen selbst. Nicht nur haben wir selbst Angst vor der Plastiktüte oder dem kläffenden Hund oder dem Traktor der angebrettert kommt (auch wenn wir in unseren Augen ja nur Angst vor der Reaktion des Pferdes haben), sondern auch in ganz viel banaleren Situationen - oft schon, wenn sich ein Pferd "frei" und unkontrolliert in unserer Nähe aufhält.

Ein Pferd kann nicht in unseren Gedanken lesen, dass wir Angst vor ihm haben und wenn, dann bleibt bei ihm nur ein großes Fragezeichen. Es reagiert genauso unsicher auf einen neuen Gegenstand oder eine Situation wie wir und damit beginnt dann meist ein Teufelskreis, wo an den Zustand, welchen ich so locker im letzten Artikel beschrieb, gar nicht mehr zu denken ist!

Oft ändert sich das alles bereits innerhalb von Sekunden, wenn eine unvoreingenommene Person bei dem Pferd ist, die von sich aus gar nicht auf die Idee kommt, dass irgendein Problem vorliegt, dann scheint plötzlich auch das Pferd seine Angst vergessen zu haben.

Bin ich in dem Moment nicht in der Lage, mich derart in die Ruhe zu bringen, sollte ich Fair bleiben, und das auch zugeben. Angst ist wie bereits gesagt, nur schlecht, wenn man sie leugnet. Dann täuscht man vor jemand zu sein, der man in diesem Augenblick gar nicht ist.

Das beste Feedback erhielt ich diese Tage von meinem Pferd Denicheur selbst - nicht wegen einem Gegenstand, sondern er wollte mal wieder meine Angst vor ihm dazu ausnutzen, schneller durch das Tor nach draussen zu kommen. Stehe ich ersteinmal in der Situation vor meinem Pferd, welches mich durch tänzeln und leichtem Steigen, Buckeln, Ohrenanlegen und Quietschen bewusst beeindrucken möchte um ans Ziel zu kommen, dann wird man auf einmal ganz klein ... oder?

Wenn ich ehrlich bin, hat er nur so herumgemacht, weil ich selbst nicht von mir überzeugt war. Er hat das gespürt und - nett wie er ist :-X - sofort ausgenutzt. Früher war ich nie in der Lage, so eine Situation zu klären. Jetzt führte ich ihn wieder hinein, machte das Tor wieder zu und löste den Strick vom Halfter. Natürlich wurde sofort empört herumgaloppiert etc. weil Vertigo bereits draussen war - an dem er ja ganz furchtbar klebt.

Denicheur und ich - da kriselt es immer wieder. Aber letztlich gelingt uns immer wieder ein Schritt nach vorn.
Keine Minute verging und er fing an, um mich herumzulaufen. Ich schickte ihn ein Paarmal weg und als ich merkte, dass er es jetzt wirklich ernst und freundlich meinte, lud ich ihn zu mir ein und machte den Strick wieder ans Halfter. Vorsichtig führte ich ihn rückwärtsgehend aus dem Tor, bis ich merkte, dass er jetzt wirklich bei mir war. Als ich ihn dann freiließ, blieb er bei mir stehen und ließ sich kraulen. Ein sehr schöner Moment.

Nun, das ist jetzt eine ganz ehrlich Erzählung von meinem Alltag mit den Pferden. Habe ich ihn bestraft, als ich ihn wieder zurück auf die Koppel brachte und nicht hinausließ? Ja und nein. Ich war ehrlich zu mir und habe meine Angst erkannt - er war zuerst definitv nicht begeistert davon. In dem Moment muss man abschätzen, was geht und was nicht. 

Jemand anderes hätte dieses Problem vielleicht nie gehabt und er hätte mir vielleicht gesagt, dass ich schwach gewesen bin, aber worum es ging war, dass ich es gemacht habe, dass ich mich der Beziehung gestellt habe, genau als die, die ich eben bin. Und ich habe nunmal Angst, wenn Denicheur zickt und dann kann ich nur noch meinen Raum wahren und warten, ob man im nächsten Moment wieder weiterreden kann.

Und noch was: ich bin froh, dass Denicheur mir nun so offen zeigt was er denkt. Er fordert mich auf eine doch liebevolle Art heraus und bringt mich immer wieder an den Boden der Tatsachen. 

Das Pferd als Lehrer ...

4 Kommentare:

Flora hat gesagt…

Hallo du ;)
ich bin heute auf deinen Blog gestossen und ich kann nur sagen: " Er gefällt mir!"
Ich selbst bin ganz neu hier.
Ich schaue jetzt öfters vorbei!
Lg. Flora

Jaana hat gesagt…

Hallo Flora! Freut mich sehr, dass dir mein Blog gefällt! ich freue mich immer über neue Mitleser genauso über Fragen und Feedback! Wenn du magst, abonniere den Blog einfach, dann wirst du immer über neue Beiträge informiert!

LG und viel Spaß noch!
Jaana

Vanessa hat gesagt…

Hi, herzlichen Dank für deine Ehrlichkeit.Ich werd wohl ein Fan auf deinem Blog;o)

Danke für die Mühen...

Jaana hat gesagt…

Hallo Vanessa!
Ich freue mich natürlich über so nette neue Mitleserschaft!

LG
Jaana