In der letzten Zeit (nach meinem Besuch bei Sabine Birmann) durfte ich ganz aussergewöhnliche Momente zusammen mit meinen Pferden erleben. Wir kommen immer weiter und die Beziehung wird immer tiefer durch gemeinsames Schauen und suchen.
Steigen ist keine Dressur. Man kann das Steigen einem bestimmten Typ Pferden beibringen, aber niemals wäre ich über die Dressur zu soetwas leibhaftigem mit Titi oder gar Denicheur gekommen.
Prinzipiell faszinieren uns steigende Pferde und machen uns gleichzeitig auch Angst. Wer kennt nicht den Traum vom in freier Wildbahn steigenden Hengst und wer kennt nicht auch die Angst vor einem direkten Angriff eines so starken und mächtigen Tieres wie dem Pferd.
Wenn ich früher Pferde in Vorführungen der Hohen Schule habe steigen sehen, war ich immer irgendwie enttäuscht. Ich wusste nie wieso. In letzter Zeit habe ich das begriffen. Die Hohe Schule will uns vermitteln, alles wäre fürchterlich kompliziert und nur durch größte Kraftanwendung zu erreichen - manche übertreiben dann schon so weit, dass ihre Pferde nicht einmal mehr einen ruhigen Schritt vorlegen können. Darüber möchte ich mich nun aber nicht auslassen (es gibt da ja auch tolle Reiter), aber ich suchte etwas anderes.
Titi war immer schon dem Steigen verpflichtet. Er machte das nicht nur in Rangkämpfen (aber AUCH dort), nein, Titi war in der Lage, sich wie eine Ziege auf die Hinterfüße zu stellen um die Blätter eines Baumes zu erreichen. Er machte sich von sich selbst aus einen Spaß daraus.
Für mich war das Steigen bis vor kurzem etwas vor dem ich mich fürchtete: das war der gerade frontale Angriff. Ich hatte daraus ein Prinzip gemacht, ohne darüber nachzudenken. Heute weiß ich woher das Prinzip kam: einem Hengst in der Art erlauben zu steigen, schraubt die ganze Arbeit um noch ein Niveau höher. Im Klartext: wenn sich mein Pferd in aller Freiheit ausdrücken darf und soll, dann sind keinerlei Kompromisse mehr zulässig und nur wer echt und klar und vor allem souverän genug ist, kann diese Form der Beziehung überhaupt eingehen.
Ein Beispiel: schon lange arbeitete ich mit Titi an dem Spanischen Schritt (weil das das einzige von den Zirkuslektionen war, was wirklich geklappt hat^^). Das fand er toll, aber es war immer so ein Hin und her und er machte das schnell immer dann wenn er was wollte und rückte einem damit richtig auf die Pelle. Aber das war ja noch im Rahmen zu halten. Er war ja soooo süß.
Erstes wirkliches Umdenken kam dann mit dem Kurs hier in Frankreich. Der Grund, das Steigen nicht zu machen, war für mich ja immer gewesen, dass er dieses nicht gegen mich verwendet. Das war aber eine arme Täuschung - denn wieso hätte er es denn vergessen sollen? Er war nur respektvoll mir gegenüber, aber hatte kein Problem das anzuwenden. Steigen ist ja kein "Trick" sondern eine ganz klare Botschaft. Also stieg er mich an und brachte all die immer wankelnde Führung, die auf zu vielen Kompromissen basierte, mal aufs Tapet. Es war keine gefährliche Situation für mich, aber ich fühlte mich überfordert, wusste aber auch nicht genau, was ich hätte anders machen müssen.
Dieses Erlebnis ging mir in der ganzen Arbeit noch nach und dann war ich bei Sabine und durfte ihre wunderbare Arbeit mit ihren Pferden erleben - welch Stolz, welch Kraft und Energie!!! Und belebt davon kam ich zurück und setzte dies in der Arbeit mit meinen Pferden um (so gut es mir eben möglich war).
Auch das Steigen probierte ich. Titi stieg gleich beim ersten Mal. Bei Denicheur holte das ersteinmal wieder tiefere Traumaprozesse hoch ... an denen arbeiten wir gerade.
Titi freute sich riesig über diese neue Übung und je öfter ich ihn anstieg, desto stolzer wurde er - aber desto mehr wuchs auch bei mir die Angst, hier etwas beizubringen, was ich nachher nicht mehr handeln könnte.
Und genau hier liegt der Schlüssel: solange ich mir nicht zutraue, mit der Situation fertigzuwerden und Angst als Vorwand nehme, kann sich mir mein Pferd nie wirklich hingeben. Wir verbringen vielleicht eine nette Zeit miteinander und wir mögen uns gegenseitig, aber erst wenn ich jemanden als Ganzes nehme, in allem was er ist, kann eine solche Hingabe stattfinden. Titi ist ein stolzer Hengst, der sich präsentieren möchte, dies muss ich aufnehmen und ich kann ihn - wenn überhaupt - nur fördern, wenn ich auch über mich hinaus gehe. Dann entsteht Beziehung und damit sind wir auch weit entfernt von den Zirkuslektionen.
Titi hat eine solche Freude gewonnen dadurch, dass wir mit jedem Mal weiterkommen. Vorher hat er mich jedesmal erst noch testen müssen - jetzt freut er sich schon darauf (und wenn es nur das Steigen ist LOL) und indem ich Raum für seine Bedürfnisse gebe, bekomme ich Raum für Dinge, die ich mir nie zu erträumen gewagt hätte.
Und mit Denicheur - ja, da kann ich jetzt meine Angst auch ehrlich sehen und mich nicht immer darüber wundern was mich blockt. Ich bin ehrlich wenn ich sage, dass es mir unheimlich ist bei manchen Dingen in seiner Nähe. Zu dem kann ich jetzt stehen und sage aber auch, dass ich daran arbeite. Wir wachsen immer weiter.
Und dann war der Tag, wo er mir letzte Woche zum ersten Mal das Steigen aufgenommen hatte - es gibt keine Worte die es Beschreiben, was das für ein Gefühl ist, wenn der Fluss stimmt und man dann über sich hinauswächst. Inzwischen nimmt er es mir fast immer auf: mal schlägt er nur mit dem Vorderhuf, mal nur mit dem Kopf, aber er kapiert es langsam und ist mit Herzen dabei.
Ich hoffe, ich komme in der nächsten Zeit mal wieder zum Filmen - aber was an einem Tag gefilmt wurde, ist am nächsten Tag schon wieder überholt.
Bis bald.
JaanaFotos: (1,2,5 von Christiane Slawik), 3 Titi jajofo.de, 4 (Sabine Birmann)
Prinzipiell faszinieren uns steigende Pferde und machen uns gleichzeitig auch Angst. Wer kennt nicht den Traum vom in freier Wildbahn steigenden Hengst und wer kennt nicht auch die Angst vor einem direkten Angriff eines so starken und mächtigen Tieres wie dem Pferd.
Wenn ich früher Pferde in Vorführungen der Hohen Schule habe steigen sehen, war ich immer irgendwie enttäuscht. Ich wusste nie wieso. In letzter Zeit habe ich das begriffen. Die Hohe Schule will uns vermitteln, alles wäre fürchterlich kompliziert und nur durch größte Kraftanwendung zu erreichen - manche übertreiben dann schon so weit, dass ihre Pferde nicht einmal mehr einen ruhigen Schritt vorlegen können. Darüber möchte ich mich nun aber nicht auslassen (es gibt da ja auch tolle Reiter), aber ich suchte etwas anderes.
Titi war immer schon dem Steigen verpflichtet. Er machte das nicht nur in Rangkämpfen (aber AUCH dort), nein, Titi war in der Lage, sich wie eine Ziege auf die Hinterfüße zu stellen um die Blätter eines Baumes zu erreichen. Er machte sich von sich selbst aus einen Spaß daraus.
Für mich war das Steigen bis vor kurzem etwas vor dem ich mich fürchtete: das war der gerade frontale Angriff. Ich hatte daraus ein Prinzip gemacht, ohne darüber nachzudenken. Heute weiß ich woher das Prinzip kam: einem Hengst in der Art erlauben zu steigen, schraubt die ganze Arbeit um noch ein Niveau höher. Im Klartext: wenn sich mein Pferd in aller Freiheit ausdrücken darf und soll, dann sind keinerlei Kompromisse mehr zulässig und nur wer echt und klar und vor allem souverän genug ist, kann diese Form der Beziehung überhaupt eingehen.
Ein Beispiel: schon lange arbeitete ich mit Titi an dem Spanischen Schritt (weil das das einzige von den Zirkuslektionen war, was wirklich geklappt hat^^). Das fand er toll, aber es war immer so ein Hin und her und er machte das schnell immer dann wenn er was wollte und rückte einem damit richtig auf die Pelle. Aber das war ja noch im Rahmen zu halten. Er war ja soooo süß.
Erstes wirkliches Umdenken kam dann mit dem Kurs hier in Frankreich. Der Grund, das Steigen nicht zu machen, war für mich ja immer gewesen, dass er dieses nicht gegen mich verwendet. Das war aber eine arme Täuschung - denn wieso hätte er es denn vergessen sollen? Er war nur respektvoll mir gegenüber, aber hatte kein Problem das anzuwenden. Steigen ist ja kein "Trick" sondern eine ganz klare Botschaft. Also stieg er mich an und brachte all die immer wankelnde Führung, die auf zu vielen Kompromissen basierte, mal aufs Tapet. Es war keine gefährliche Situation für mich, aber ich fühlte mich überfordert, wusste aber auch nicht genau, was ich hätte anders machen müssen.
Dieses Erlebnis ging mir in der ganzen Arbeit noch nach und dann war ich bei Sabine und durfte ihre wunderbare Arbeit mit ihren Pferden erleben - welch Stolz, welch Kraft und Energie!!! Und belebt davon kam ich zurück und setzte dies in der Arbeit mit meinen Pferden um (so gut es mir eben möglich war).
Auch das Steigen probierte ich. Titi stieg gleich beim ersten Mal. Bei Denicheur holte das ersteinmal wieder tiefere Traumaprozesse hoch ... an denen arbeiten wir gerade.
Titi freute sich riesig über diese neue Übung und je öfter ich ihn anstieg, desto stolzer wurde er - aber desto mehr wuchs auch bei mir die Angst, hier etwas beizubringen, was ich nachher nicht mehr handeln könnte.
Und genau hier liegt der Schlüssel: solange ich mir nicht zutraue, mit der Situation fertigzuwerden und Angst als Vorwand nehme, kann sich mir mein Pferd nie wirklich hingeben. Wir verbringen vielleicht eine nette Zeit miteinander und wir mögen uns gegenseitig, aber erst wenn ich jemanden als Ganzes nehme, in allem was er ist, kann eine solche Hingabe stattfinden. Titi ist ein stolzer Hengst, der sich präsentieren möchte, dies muss ich aufnehmen und ich kann ihn - wenn überhaupt - nur fördern, wenn ich auch über mich hinaus gehe. Dann entsteht Beziehung und damit sind wir auch weit entfernt von den Zirkuslektionen.
Titi hat eine solche Freude gewonnen dadurch, dass wir mit jedem Mal weiterkommen. Vorher hat er mich jedesmal erst noch testen müssen - jetzt freut er sich schon darauf (und wenn es nur das Steigen ist LOL) und indem ich Raum für seine Bedürfnisse gebe, bekomme ich Raum für Dinge, die ich mir nie zu erträumen gewagt hätte.
Und mit Denicheur - ja, da kann ich jetzt meine Angst auch ehrlich sehen und mich nicht immer darüber wundern was mich blockt. Ich bin ehrlich wenn ich sage, dass es mir unheimlich ist bei manchen Dingen in seiner Nähe. Zu dem kann ich jetzt stehen und sage aber auch, dass ich daran arbeite. Wir wachsen immer weiter.
Und dann war der Tag, wo er mir letzte Woche zum ersten Mal das Steigen aufgenommen hatte - es gibt keine Worte die es Beschreiben, was das für ein Gefühl ist, wenn der Fluss stimmt und man dann über sich hinauswächst. Inzwischen nimmt er es mir fast immer auf: mal schlägt er nur mit dem Vorderhuf, mal nur mit dem Kopf, aber er kapiert es langsam und ist mit Herzen dabei.
Ich hoffe, ich komme in der nächsten Zeit mal wieder zum Filmen - aber was an einem Tag gefilmt wurde, ist am nächsten Tag schon wieder überholt.
Bis bald.
JaanaFotos: (1,2,5 von Christiane Slawik), 3 Titi jajofo.de, 4 (Sabine Birmann)
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