Freitag, 16. November 2012

Fotostrecke: Novemberabend 2012 - Freie Bodenarbeit

Ich bin zurück von ein paar sehr lehrreichen Tagen bei Sabine Birmann. Obwohl es schon zu dämmern begann, holten wir heute noch die Pferde zum Reitplatz. Die folgende Fotostrecke zeigt eine alltägliche Arbeitssequenz. Frohe Lektüre!

Vertigo ist inzwischen 3 1/2. Ich nehme mir bei der Arbeit kein Programm vor, sondern biete ihm Dinge an. Hier versuche ich vermehrt auf die Schulter zuzugehen. er wendet sich daraufhin mehr nach innen.

Bei der Arbeit mit dem jungen Hengst strebe ich nicht nach Perfektion. Vertigo nimmt interessiert das Körpersignal auf und macht ein paar Schritte seitwärts um mich herum. Ich freue mich sehr und lade ihn zu mir ein.

Die Freude ist echt und ich spare nicht mit Lob. So vertieft sich unsere Bindung immer mehr. Der Nebeneffekt ist die Gymnastizierung des Pferdes. Vertigo lernt spielerisch sich zu tragen und auszubalancieren.

Diese Arbeit ist keine Dressur. Hier komme ich ins "Wollen" - nämlich dass er vermehrt mit dem inneren Hinterbein kreuzt. Er reagiert zwar - wie immer ganz natürlich - auf das Körpersignal, aber sein Gesichtsausdruck zeigt mir, dass ich ihn unter Druck setze und er das nicht mehr so toll findet. Er ist aber trotzdem motiviert und denkt darüber nach, was ich von ihm will.

Vertigo entwickelt sich zu einem kapitalen Hengst. Er zeigt mir sofort, wenn etwas nicht stimmt - hier indem er den Kopf schüttelt und sich nach aussen stellt. Ich freue mich, wenn er mir das zeigt - so kann ich mich weiterentwickeln. Wir fahren mit etwas mehr energievoller Arbeit fort.

Mein Prachtross. Besonders Hengste zeigen sich gerne, indem sie sich versammeln und aufrichten, wenn es stimmt. Mit der Zeit lernt man bei dieser Arbeit immer mehr wahrzunehmen. So sehe ich zum Beispiel, dass sein Fell wieder etwas struppig ist. Das kann an Mineralmangel oder Wurmbefall liegen. Dadurch, dass ich es erkenne, kann ich die Ernährung darauf abstimmen.

Vertigo fand Hufegeben immer überflüssig. Im Kurs arbeiteten wir daran und inzwischen gibt er auch die Hinterhufe ganz frei.

Es hat sich herausgestellt, dass Vertigo ein skeptisches Naturell hat. Stimmt etwas nicht (zum Beispiel wenn er sich überfordert fühlt), verweigert er sich und kommt beispielsweise nicht mehr zu mir in die Mitte. Kommt er wie heute so zuverlässig und mit interessiertem Gesichtsausdruck, weiß ich, dass die Arbeit stimmt.

Der jetzt 21jährige Wallach Denicheur ist ein ganz anderer Pferdetyp. Er hat ein großes, kämpferisches Potential und seitdem er wieder erwacht ist, testet er vermehrt, wie er es als Hengst tun würde. Jonathan arbeitet ihn und muss gleichzeitig wachsam, energievoll und selbstsicher bleiben, damit Denicheur ihn als würdig betrachtet.

Denicheur und Jonathan haben eine gute Beziehung zueinander und das merkt man, auch wenn sie schon länger nichtmehr miteinander gearbeitet haben. Auf ein körpersprachliches Signal trabt Denicheur sofort zu ihm.

Respektvoll bleibt das energievolle und dadurch beeindruckende Pferd mit Abstand zu Jonathan stehen.

Häschen und Jägerspiel: Jonathan läuft vor Denicheur davon, der stolz hinterhergaloppiert.

Am Schluss laufen die beiden zum Unterstand zurück. Denicheur achtet auf Jonathan, obwohl er gerne so schnell es geht wieder zu Vertigo möchte, und überholt ihn nicht.

Leider ist das Bild völlig unscharf: auf halben Weg hält Jonathan an und Denicheur bleibt bei ihm. Das ist ein Beweis dafür, dass Denicheur - der früher vom Menschen keinen Kontakt mehr wollte - das Zusammensein mit Jonathan gefällt.

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