Ich
komme derzeit nur wenig zum Schreiben hier, jetzt möchte ich aber
einmal kurz Jumper vorstellen, der in den nächsten Wochen bei mir im
Stall einziehen wird. Seine Besitzerin hat mit ihm auf den ersten Kursen
mit Sabine und Dan in Frankreich teilgenommen und Vertigo stand auch
einige Zeit mit ihm zusammen. Leider hat sie keine Zeit für ihn, sie
wohnt ca. 100km entfernt und studiert, und sie hat
auch Angst vor ihm, da sie zu Zeiten, da sie Turniere mit ihm ritt
einen schweren Reitunfall hatte. So vegetierte dieses überaus
intelligente und unternehmungslustige Pferd nun einige Jahre auf der
Koppel vor sich hin. Er hat viel erlebt (auch in Sabines 2. Buch ist er
im Kapitel über traumatisierte Pferde) und galt lange Zeit als
gefährlich, sollte er doch ein Springpferd werden, was überhaupt nicht
seinem Wesen entsprach. Doch trotz allem liebt er seine Besitzerin und
sie liebt ihn. Obwohl sie nach dem Unfall Angst vor ihm hatte, hat sie
ihn behalten und nie auf Anraten verkauft oder noch schlimmeres
entschieden, doch im letzten Jahr kontaktierte sie mich, ob ich ihn
übernehmen würde. Sie wollte, dass er jemanden hat, der auch einmal
etwas mit ihm macht und der in seinem Sinne handelt. Käme er wieder in
konventionelle Hände, würde er vermutlich wieder gefährlich: er
attackierte früher Kinder, Reitlehrer ... somit kam für sie nur jemand
in Betracht, der nach "Mit Pferden sein" arbeitet. Sie wollte aber auch
gern nicht ganz den Kontakt zu ihm verlieren und ihn nach Deutschland
weggeben. Ihre Nachricht erreichte mich in der Woche nachdem meine
Mutter plötzlich verstorben war. Ich ging in mich - war ich doch mit so
vielen emotionalen Dingen gleichzeitig beschäftigt - aber ich wusste,
ich würde ihn aufnehmen, denn ich liebte dieses Pferd schon immer. Heute
bin ich nocheinmal zu seiner Weide gefahren und bin mit ihm ein klein
wenig spazieren gegangen. Es war sehr berührend, sowohl seine Freude
über die Abwechslung, als auch seine Trauer und Skepsis zu erleben,
sowie eine Resignation in dem Zusammensein mit dem Menschen. Die Minuten
verstrichen und seine Stimmung besserte sich, dabei entstand unter
anderem das Foto. Ich weiß nicht, wohin es mich mit diesem Pferd
verschlägt, ob er bei mir seine Jahre verbringen wird oder nocheinmal
eine andere Liebe für's Leben finden wird, aber jetzt kommt er
ersteinmal zu mir. Er ist ein Camargue-Araber-Mix und wird 18 Jahre alt
dieses Jahr. Ich werde zum Reiten zu schwer sein ... mal sehen wie sich
alles entwickelt. Nebenher bin ich dabei 30 kg abzunehmen. Ich lernte in
2014: das Leben ist unvorhersehbar und es bringt nichts, Dinge zu
bewerten, von denen man nie oder erst nach langer Zeit begreift, wozu
sie eigentlich gut sind. Eines Tages ist das Leben auch vorbei - alles
was wir tun können, ist im Jetzt zu sein und das anzunehmen, was uns
gegenübersteht. Heute war es dieses wundervolle Pferd und ich danke ihm
dafür. Ich wünsche allen ein frohes Jahr 2015!
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